Dekanat Rodgau

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    Verloren und gerettet

     

    ANgeDACHT für Mai 2025 von Carsten Preuß, Dekanatsjugendreferent im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau

    In unserer Bibel, bei Lukas im Kapitel 15, wird in drei Gleichnissen vom "Verloren-Sein" erzählt. Am bekanntesten ist vielleicht die Geschichte vom verlorenen Sohn, weniger bekannt die vom verlorenen Groschen. Beim verlorenen Schafs wollen wir beispielhaft genauer hinschauen:

    Jesus ist umgeben von Zolleinnehmern und anderen Menschen, die als Sünder galten. Die Pharisäer und Schriftgelehrten sind empört darüber, dass er mit ihnen Gemeinschaft pflegt. Daraufhin erzählt Jesus: "Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eines verliert, lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und sucht das verlorene, bis er es findet? (...) So wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben."

    Unter Konfirmanden ist „Herde“ durchaus ein Thema: Einerseits möchte niemand in der Gruppe auffallen oder "out" sein. Andererseits will auch niemand einfach nur mitlaufen und lieber eigene Wege gehen. Und als Erwachsene? Da tun wir uns oft noch schwerer mit diesem Bild. Wer würde schon gern von sich behaupten, mit Freuden ein echtes Herdentier zu sein und keinen Anspruch auf Individualität zu vertreten? Außerdem: Was ist das für ein antiquiertes Bild von Gemeinde, wenn wir uns als Schafherde verstehen sollen und Jesus als den Hirten? Ein Schaf zu sein ist alles andere als schmeichelhaft.

    Und doch möchte ich darüber nachdenken, was im Kern dieser Geschichte erzählt wird. Das Gleichnis gehört in die Mitte des Lukasevangeliums. Zusammen mit den beiden anderen malt Lukas hier aus, wie Gott ist: Wie ein Hirte, der dem einen verlorenen Schaf nachgeht. Wie eine Frau, die den Boden absucht, bis sie die verlorene Münze findet. Wie ein Vater, der seinem verlorenen Sohn entgegenläuft.

    Alle drei Geschichten rufen Reaktionen hervor: Der Hirte, der die Herde allein lässt – unverantwortlich! Die Frau, die wegen eines einzigen Groschens so einen Aufwand betreibt – übertrieben! Der Vater, der den Loser überschwänglich feiert, während der treue Bruder leer ausgeht – ungerecht! Wenn diese Geschichten Bilder von Gott sind, dann handelt auch Gott manchmal so. Ist dann Gott nicht all das, was wir niemals sein wollen und meistens auch nicht sind?

    Ich glaube, dass uns Lukas mit dem verlorenen Schaf, dem verlorenen Groschen und dem Sohn einen Spiegel vorhalten will. Weil es viel weniger um dieses eine Schaf, den einen Cent oder den Sohn geht, sondern um den Rest, um die 99 anderen Schafe, die neun Groschen und um den älteren Bruder und seine jahrelangen treuen Dienste. Um die, die sich selbstverständlich für verantwortlich, vernünftig und gerecht halten. Um alle, die versuchen, so zu sein, und es oft nicht können, ohne doch auf irgendeine Belohnung aus zu sein.

    Ich glaube, am Ende geht es um uns alle: Diese Geschichten rütteln an der Berechenbarkeit, die ich meinem Leben oft zugrunde lege. Wenn ich mich richtig verhalte, dann wird sich das auszahlen. Doch Gottes Maßstab ist anders. Seine Liebe richtet sich nicht nach Leistung oder Erfolg. Sie ist größer als alles, was wir je verdienen könnten. Und wenn ich selbst verloren gehe – innerlich oder äußerlich –, dann darf ich darauf vertrauen: Gott sucht mich. Er gibt mich nicht verloren. Er findet mich.

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