Auf gute Nachbarschaft!
Erntedank-ANgeDACHT für Oktober 2025 von Kai Fuchs, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau

Die Bibel – wenn man die mal so durchblättert – ist auch eine ziemlich große Nachbarschaftsgeschichte. Von vorne bis hinten. Gott will bei den Menschen wohnen.
Am Anfang: Garten Eden.
Das Paradies. Alles grün, alles frisch. Gott geht spazieren, Abendrunde durch den Garten, Smalltalk mit der noch überschaubaren Menschheit zwischen Feigenbaum und Apfelbaum. Gott wohnt gleich nebenan.
Dann der Bruch. Menschen essen die falsche Frucht. Zack! Rausgeklagt! Aber Gott bleibt dran. Er zieht nicht wirklich in die Ferne, er bleibt im Kontakt. Über Propheten, über den Bund, über Worte, die trösten und manchmal auch nerven.
Dann kommt Jesus.
„Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ – So steht’s bei Johannes. Wörtlich: „Es zeltete bei uns.“ Also nicht Penthouse, nicht Marmortempel, sondern so wie alle anderen auch. Er isst abends mit, er heilt, er erzählt Geschichten.
Und ganz am Ende, in der Offenbarung: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen.“
Da malt Johannes das große Finale: eine neue Stadt, eine neue Erde, ein neuer Himmel. Kein Trennungsschmerz mehr, keine Nacht, kein Schmerz, keine Tränen. Gott selbst wischt die Tränen ab – persönlich, nicht die Delegation. Er zieht nicht nur ein, er bleibt. Mitten in der Stadt, mitten unter den Menschen.
Das ist kein Besuch auf Zeit, keine Ferienwohnung, kein Pachtgarten mit Schließzeiten. Das ist Dauerwohnsitz. Für immer. Ewige Nachbarschaft. Sozusagen die letzte und größte WG der Weltgeschichte – und Gott wohnt nicht im Dachgeschoss, sondern direkt nebenan, mit offener Tür.
Im Englischen heißt ja „der Nächste“ und „der Nachbar“ dasselbe: neighbour. Das Doppelgebot Jesu könnte man also übersetzen: „Liebe deinen Nachbarn wie dich selbst.“ Und im Deutschen? „Nachbar“ kommt von „der nahe Beiwohnende“. Und „der Nächste“ – das ist genau der, der mir begegnet, wenn ich vor die Tür gehe. Fazit: Nachbar und Nächster gehören zusammen.
Und jetzt: Erntedank
Und Nachbarschaft heißt ja auch: Man teilt. Man passt aufeinander auf. Auch mal auf den Hund. Man borgt sich ein Paket Zucker, bringt ein Stück Kuchen rüber, gießt die Blumen im Urlaub. Genau so macht’s Gott. Er gibt, was wir brauchen. Jeden Tag. Brot, Wasser, Luft zum Atmen, Menschen und Tiere an unserer Seite.
Und Erntedank ist im Grunde nichts anderes, als wenn man zum Nachbarn rübergeht, an die Tür klopft und sagt: „Du, Danke für alles, was du rübergeschickt hast.“ Für Äpfel, Kartoffeln, Getreide, für Sonne und Regen, für all das, was wir nicht selber machen können.
Von Eden bis Offenbarung – von Anfang bis Ende – erzählt die Bibel: Gott ist Nachbar. Und Erntedank ist unser Nachbarschaftsgruß zurück.
Und mal ehrlich:
Bessere Nachbarschaft geht eigentlich nicht.
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